Die breite Resonanz in den Medien bestätigte, was die vielen Besucher:innen der Ausstellung zurückmeldeten: das dargestellte Forschungsprojekt behandelt anschaulich die hochaktuelle Frage nach den Auswahlprozessen in Ausstellungen und Museen. Allein der Ausstellungskatalog fehlte vielen. Doch da wir uns in einem laufenden Forschungsprozess befinden, werden wir den Katalog erst 2024, mit der letzten Station der Ausstellung vorlegen. Am 1. Dezember 2022 diskutieren wir über das Projekt und die bisherigen Forschungsergebnisse im MOCAK Museum für Gegenwartskunst Krakau und 2023/2024 wird die Ausstellung – sicherlich um einige Erkenntnisse reicher – in Kassel gezeigt werden können. Research in progress!
6. Mai 2022 --
11. September 2022
Zentrum für verfolgte
Künste Solingen
Oktober 2022 -- Februar 2023
Museum für Moderne Kunst Krakau MOCAK
2023 – Kassel
1929/1955
Die erste documenta
und das Vergessen einer
Künstler: innengeneration
Ein gemeinsames Forschungs- und Ausstellungsprojekt des Zentrums für verfolgte Künste mit dem documenta archiv Kassel. Beide Institutionen schauen parallel zur documenta 15 im Jahr 2022 kritisch-reflektierend zurück auf die Anfänge der Großausstellung.
Manche Künstler:innen schaffen es. Sie werden bekannt, Museen sammeln ihre Werke und halten die Erinnerung an sie wach. Einige Künstler:innen sind nur für kurze Zeit öffentlich präsent, andere nie. Die Auswahl derer, die bleiben, wird u.a. durch Museen, den Kunstmarkt, durch Galerien, Sammler:innen und die Kunstgeschichtsschreibung mitbestimmt. Ihr Zusammenwirken prägt den kunsthistorischen Kanon.
Einen schwerwiegenden Bruch bedeutete für viele Künstler:innen die Durchsetzung der nationalsozialistischen Ideologie nach 1933. Deutschland wurde eine Diktatur, verantwortlich für Millionen Tote, den Zweiten Weltkrieg und die Shoah. Das NS-Regime verfolgte zahlreiche Künstler:innen, beschlagnahmte ihre Werke in deutschen Museen und zeigte sie ab 1937 auf der Femeausstellung Entartete Kunst. Gerade die Künstler:innen, die 1933 um 30 Jahre alt waren und begannen, sich zu etablieren, traf diese Verfolgung hart, denn selbst nach 1945 konnten viele nicht mehr an ihre früheren Erfolge anknüpfen.
In einem gemeinsamen Projekt mit dem documenta archiv, Kassel, stellt sich das Zentrum für verfolgte Künste der Frage, welche Rolle die documenta und ihre Gründer bei den Kanonisierungsprozessen bildender Kunst in der Nachkriegszeit spielten. Die documenta 1955 war als europäisches Großereignis geplant, das die „Kunst der Gegenwart“ mit der Kunst vor 1933 verbinden wollte. Wurde sie diesem Anspruch gerecht?
Arnold Bode war nicht nur Initiator der documenta, sondern auch Künstler, Gestalter und schon in den 1920er Jahren als Kurator aktiv. Sein Engagement erlaubt es uns, zwei von ihm mitverantwortete Ausstellungen zu vergleichen: die Vierte Grosse Kunstausstellung Kassel 1929 und die erste documenta 1955.
© documenta archiv /
Nachlass Arnold Bode
Arnold Bode (1900 - 1977),
Signatur: docA, MS, 10002817
30 Künstler:innen der Solinger Sammlung Bürgerstiftung für verfolgte Künste – Else Lasker-Schüler Zentrum — Kunstsammlung Gerhard Schneider waren in der Ausstellung 1929 vertreten — 1955 waren es nur drei. Was geschah mit den 27 restlichen Künstler:innen?
Die Ausstellung
1929/ 1955
Die Ausstellung ist in drei Kapitel eingeteilt. Im ersten Abschnitt werden die Vierte Grosse Kunstausstellung 1929 und die erste documenta 1955 miteinander verglichen.
Im zweiten Abschnitt stellen wir sechs Künstler:innen aus der Ausstellung 1929 vor und zeigen, welchen Einfluss das NS-Regime auf ihr Leben und Werk hatte. Einer davon ist Arnold Bode, den wir als Initiator der beiden Ausstellungen beleuchten.
Der dritte Abschnitt ist eine partielle Rekonstruktion der Vierten Grossen Kunstausstellung in Kassel 1929 auf der Basis der Sammlung der Bürgerstiftung für verfolgte Künste und internationalen Leihgaben.